Der Begriff geht auf das lateinische ‚facticius‘ (künstlich) und das französische ‚fétiche‘ (Zauber) zurück. Bereits vor Jahrtausenden verehrte man leblose Gegenstände (zum Beispiel bestimmte Figuren) als bewunderungswürdigen, anzubetenden Gegenstand. Dennoch bezieht sich der Terminus Fetischismus im allgemeinen Sprachgebrauch fast ausschließlich auf die Sexualität.
Was genau ist Fetischismus?
Im allgemeinen Kontext bezieht sich Fetischismus auf das sexuelle Interesse an und die Anziehung zu bestimmten Objekten, Materialien oder Körperteilen. Diese müssen jedoch nicht zwangsläufig mit dem Geschlecht oder der Intimität in Verbindung stehen.
Der (erotische) Reiz des Fetischismus besteht darin, dass bestimmte Objekte oder Materialien eine starke sexuelle Anziehungskraft auf Menschen ausüben können. Diese Anziehung kann aus der Textur, dem Aussehen oder bestimmten Assoziationen resultieren, die das Objekt oder Material hervorruft. Fetische können individuell stark variieren. Dementsprechend können sie alles von
- Schuhen,
- Kleidungsstücken,
- Haaren,
- Latex,
- Leder,
- Seide
bis zu bestimmten Körperteilen wie Füßen oder Händen umfassen.
Ebenso können bestimmte Geräusche als Fetisch wahrgenommen werden (siehe
ASMR). Für wenige Menschen können auch Dinge einen sexuellen Kick auslösen, die im Allgemeinen nicht im Geringsten als erotisch wahrgenommen werden. Autos, Motorräder oder Bäume sind dafür einige Beispiele.
Gesellschaftlich wie in der Sexualmedizin wird Fetischismus äußerst ambivalent betrachtet. Trotz der Verbreitung verschiedener Fetische gelten diese im Allgemeinen als abnorm. Medizinisch ist die Ansicht nach wie vor nicht selten, beim Fetischismus handele es sich um eine ‚Störung der Sexualpräferenz‘.
Was ist der Reiz daran?
Diese Frage stellte sich bereits der berühmte Psychoanalytiker Sigmund Freud. Nach wie vor liegen die genauen Auslöser im Dunkeln. Beobachtungen zeigen aber, dass bestimmte Formen von Fetischismus recht weitverbreitet sind. Andere hingegen finden nur eine kleine Gruppe von Anhängern.
Einen besonderen Stellenwert haben diese Fetischismus-Formen.
- Schuhfetisch: Die sexuelle Anziehung zu Schuhen, sowohl von Frauen als auch von Männern, ist ein relativ häufiger Fetisch. Dies kann das Tragen bestimmter Arten von Schuhen oder das Berühren von Schuhen umfassen.
- Leder-, Lack- und Latexfetisch: Die Anziehung zu Kleidung aus Leder, Lackmaterial oder Latex ist ebenfalls weitverbreitet und kann eine starke sexuelle Stimulanz sein. Das Tragen dieser Materialien oder das Berühren von jemandem, der sie trägt, kann sexuell erregend sein.
- Fußfetisch: Der Fetischismus in Bezug auf Füße ist ebenfalls recht verbreitet. Dies kann das Berühren, Massieren, Küssen oder das Tragen von Schuhen mit einer besonderen Aufmerksamkeit für die Füße beinhalten.
Auch Fachleute sind geteilter Meinung darüber, ob sehr ausgeprägte sexuelle Präferenzen zum Fetisch-Bereich gezählt werden müssen. Der kleinste gemeinsame Nenner ist hier folgender: Findet jemand ausschließlich in einer bestimmten sexuellen Spielart (zum Beispiel aus dem
BDSM-Spektrum) seine sexuelle Erfüllung, so ist er eindeutig ein Fetischist.
Welche Menschen neigen zum Fetischismus?
Es gibt keine genaue Statistik, wie viele Menschen einen Fetisch haben. Auch die Frage, ob und wie sie ihn ausleben, ist bislang nicht in eine belastbare Statistik integriert. Einerseits ist davon auszugehen, dass viele Millionen Menschen allein in Deutschland einem gewissen Fetischismus anhängen. Außerdem lassen sich einige Fetische den Geschlechtern grob zuordnen. Männer sind scheinbar verstärkt visuell geprägt sind. Daher werden bei ihnen beispielsweise bestimmte Materialien und Kleidungsstücke zum Fetisch. Viele Frauen hingegen haben ein Faible für einen bestimmten Status. Dadurch werden häufig hochwertige Kleidung, elegante Uhren oder der teure Sportwagen (an sich selbst, aber auch am Gegenüber) zum Status erhoben.
In einigen Fällen kann Fetischismus auch mit Macht verbunden sein (die man natürlich auch missbrauchen kann). Frauen, die bestimmte Fetische wie High Heels oder Lederkleidung bedienen, können ihr Gegenüber dadurch nach Gutdünken lenken.
Im professionellen Bereich (insbesondere beim BDSM) spielt der Fetischismus ebenfalls eine wesentliche Rolle. Es gibt kaum eine professionelle
Mistress, die komplett ohne typische Fetisch-Attribute auskommt (auch wenn sie sicher nicht alle gleichzeitig erfüllen wird). In diesem Kontext sind Fetischist*innen auch sehr häufig in der Pornografie zu sehen.
Sind Fetisch-Spiele absonderlich oder gar pervers?
Wie bei den meisten Spielarten der Sexualität kann man auch hier weitgehend Entwarnung geben. Zwar gehören Fetischisten durch ihre ureigene Neigung immer zu einer Minderheit. Dennoch gibt es keinen objektiven Grund, ein Faible für Stilettos oder Lack, Leder und Latex als Perversion abzutun. An drei Stellen muss allerdings genauer hingeschaut werden.
- Entwickelt sich der Fetisch zu einer Zwangsstörung, die das Leben der jeweiligen Person vollkommen beherrscht? Dann ist medizinische beziehungsweise psychologische Hilfe angeraten.
- Menschen mit außergewöhnlichem Fetisch erleben diesen oftmals als extreme Belastung. Denn wenn es sich um eine gesellschaftlich geächtete Form der Sexualität handelt, findet man auch online nicht immer das passende Pendant. Somit ist man gezwungen, sich zu verstecken und die eigene Sexualität zu weiten Teilen zu unterdrücken.
- Einige Fetische kollidieren aus guten Gründen mit Recht und Gesetz. Wer dennoch entsprechende Neigungen verspürt, benötigt ebenfalls frühzeitig fachkundige Hilfe.
Insgesamt gilt:
Fetischismus ist gesellschaftlich weitgehend tabuisiert, aber in den meisten Formen weder pervers noch eine sexuelle Störung. Fetischist*innen sollten ihrer Neigung daher ohne Scheu nachgehen. Zudem sollten sie Vorbehalten am besten mit offener Aufklärung, mindestens aber mit Gleichmut begegnen.