Der Begriff Hogtie stammt aus der englischen Sprache und bezeichnet dort vorrangig die Fesselung der Beine (to tie) eines Schweins (hog), um dieses am Weglaufen zu hindern. Allerdings lässt er sich natürlich auch bei Menschen anwenden, um eine Flucht oder Gegenwehr zu unterdrücken und die passive Person wehrlos zu machen. Klassischerweise benutzt man dafür Seile, kann aber auch mit Ketten oder Hand- und Fußschellen arbeiten. Beides ist unter anderem auch bei BDSM-Sessions beliebt.
Wo findet er Anwendung?
Außerhalb der Erotik kommt der Hogtie unter anderem beim Strafvollzug (speziell in den USA) oder beim Einsatz der Polizei zur Anwendung. Das ist vorrangig dann der Fall, wenn es um den Transport von gewaltbereiten Personen geht oder wenn Personen bei der Festnahme fliehen könnten und auf diese Weise an der Flucht gehindert werden sollen. In diesem Zusammenhang lässt er sich auch als Foltermethode einsetzen und kann sogar zu Todesfällen per Atemstillstand (Asphyxie) führen. Das liegt daran, dass das Fettgewebe der auf dem Bauch liegenden Person in deren Bauchraum gedrückt wird und dabei auch die Lunge quetschen kann, was die Atmung wesentlich bis gefährlich erschwert.
Beim BDSM findet der Hogtie als Bondage-Variante Verwendung. Klassischerweise darüber, dass eine aktive Person (Top) eine passive Person (Bottom) so fesselt, dass die deren Hand- und Fußgelenke hinter dem Rücken mittels eines Seils oder
- Ketten,
- Karabinern,
- Handschellen oder
- Hand- und Fußfesseln (etwa in Form von Fesselkreuzen)
miteinander verbunden werden. Wie lang diese Verbindung ist, können Top und Bottom individuell entscheiden. Je kürzer, desto mehr wird der Oberkörper nach hinten gezogen und umso anstrengender wird es für die*den Bottom, in der Position zu verharren. Das trifft speziell auch auf die Szenarien zu, in denen man zusätzlich noch einen Kopfharness mit der Konstruktion verbindet und den Kopf so ebenfalls fixiert. Alternativ / Ergänzend ist es aber auch möglich, noch andere Körperbereiche wie die Ellenbogen, die Knie oder die Zehen in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken. Und das sowohl in der klassischen Auf-dem-Bauch-Liegeposition als auch im Hängen.
Anschließend kann man die Person einfach fixiert lassen oder einige andere Spielarten wie etwa
Spanking |
andere Schlagspiele |
CBT |
Pussyfolter |
Verbalerniedrigung |
vaginale / anale Penetration (ggf. auch mithilfe von Sextoys) |
einbauen. Die Kreativität braucht dabei keine Grenzen zu kennen – Einvernehmlichkeit aber selbstverständlich vorausgesetzt.
Was ist der Reiz daran?
Der Hogtie erlaubt es der aktiven / dominanten Person, das passive Gegenüber in einen bewegungs- und wehrlosen Zustand zu versetzen. Gleichzeitig bleiben, je nach Positionierung der passiven Person im Raum, diverse erogene Zonen dieser Person ziemlich frei zugänglich, was den Eindruck des Ausgeliefertseins noch zusätzlich verstärkt. Dies wiederum kann sowohl als Demütigung als auch Ausdruck der Sicherheit und der Möglichkeit, sich fallen zu lassen, verstanden werden – natürlich immer in Abhängigkeit von der Wahrnehmung des einzelnen Paares, das gerade agiert.
Ebenfalls praktisch: Der Hogtie an sich ist neutral und nicht zwangsweise mit Erziehungsspielen verbunden. Ein Umstand, der ihn auch für reine SM-Fans interessant machen dürfte. Aber natürlich schließt er Disziplinierungsmaßnahmen, wenn gewünscht, auch keinesfalls aus. Wichtig ist bei dieser Bondage-Variante aber ohnehin, dass man nicht unterschätzt, dass sie physisch und psychisch herausfordernd sein kann. Doch genau dieses Spiel mit erotisch-sexuellen Grenzerfahrungen und die Option, auch die eine oder Grenze überschreiten zu können, ist ja auch ein wesentlicher Kick beim BDSM.
Worauf muss man dabei achten?
Wie beschrieben, ist es das wesentliche Ziel des Hogties, eine Person bewegungsunfähig und wehrlos zu machen. Es versteht sich also von selbst, dass man eine solche Praktik nur im gegenseitigen Einverständnis und unter Festlegung genauer Absprachen (am besten inklusive eines
Safewords) durchführen sollte.
Ebenso gilt es, sich genau mit den notwendigen technischen und gesundheitlichen Risiken auseinanderzusetzen, da etwa
- die Atmung,
- die Wirbelsäule und
- die Gelenke
beim falschen Ausführen in (bisweilen gefährliche) Mitleidenschaft gezogen werden können. Dementsprechend sollte man eine so gefesselte Person nie allein lassen und für den Notfall immer Zubehör wie eine Schere bereitlegen, um die Fesselung schnell aufzulösen.
Da es sich beim Hogtie aber sowieso um eine eher anspruchsvolle BDSM-Praktik handelt, empfiehlt es sich immer, die ersten Schritte unter kompetenter Aufsicht und mit erfahrenen Mitspieler*innen zu unternehmen. Und das betrifft sowohl den aktiv-dominant/sadistischen als auch den passiv-submissiven/masochistischen Part. Schließlich heißt es nicht umsonst „Safety first“.