Die Homoflexibilität ist eine bestimmte sexuelle Orientierung homosexueller Menschen. Manchmal wird ‚Bi-Interesse‘ als ein Synonym verwendet. In der englischen Übersetzung heißt sie ‚Homoflexibility‘.
Was ist Homoflexibilität?
Grundsätzlich scheint die Sache klar zu sein: Heterosexuelle Menschen stehen auf Personen des anderen, homosexuelle indes interessieren sich ausschließlich für das eigene Geschlecht. Hinzu gesellen sich bisexuelle Menschen, die sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlen.
Genau wie die Heteroflexibilität ist die Homoflexibilität eine Sonderform: Zwar fühlen sich homoflexible Menschen vordergründig dem eigenen Geschlecht zugetan. Dennoch besteht ein gewisses heterosexuelles (oder heteroamouröses) Interesse. Dieses kann mehr oder weniger stark ausgeprägt sein.
Wie viele Männer und Frauen sind homoflexibel?
Hierzu liegen keine statistischen Daten vor. In der Wissenschaft geht man aber davon aus, dass ein hoher zweistelliger Prozentsatz aller homosexueller Menschen als homoflexibel bezeichnet werden kann. Als sicher gilt, dass ein großer Teil der homoflexiblen Menschen Schwierigkeiten hat, sich selbst entsprechend einzuordnen. Häufig war das Outing als homosexuelle Person bereits ein schwieriger Schritt. Verspürt man nach geraumer Zeit dennoch ein gewisses Maß an heterosexuellen Neigungen, kann dies das eigene Weltbild erschüttern. Die Verdrängung ist eine nicht seltene Folge, von der aus psychologischer Sicht aber dringend abgeraten wird.
In der Pornografie ist die Homoflexibilität ein besonders gern verwendetes Motiv. So ist in beinahe jedem Clip mindestens eine bisexuelle Handlung unter Frauen zu sehen, auch wenn sie nicht im Mittelpunkt der Story steht. Ebenfalls beliebt sind Handlungsstränge, in denen ‚eigentlich heterosexuelle‘ Männer von einer dominanten Frau zu homosexuellen Handlungen gezwungen werden.
Gibt es Homoflexibilität auch bei diversgeschlechtlichen Menschen?
Sexuelle Orientierungen existieren unabhängig von der Geschlechtsidentität. Demzufolge können auch Menschen, die sich selbst weder als männlich noch als weiblich bezeichnen, homoflexibel sein. Allerdings ist die Definition hier weitaus schwieriger. Denn in der Sexualpsychologie wird der Status ‚divers‘ in zahlreiche Geschlechter unterteilt, was bereits eine Homosexualität äußerst selten macht. Den meisten diversgeschlechtlichen Personen ist eine derartige Klassifizierung aber ohnehin unwichtig.
Wie wird sie gesellschaftlich betrachtet?
Insgesamt ist die Gesellschaft heute aufgeklärter und toleranter als in früheren Zeiten. So wird die
Homosexualität schon lange nicht mehr als psychische Krankheit betrachtet. Stattdessen sind Homosexuelle ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft geworden. Bisexuelle haben es hingegen noch etwas schwerer, insbesondere in konservativen Kreisen. Homoflexible Menschen werden dort besonders skeptisch beäugt: Muss man(n) befürchten, von einem homoflexiblen Mann angemacht zu werden – und sich gleichzeitig Sorgen machen um die Treue der Partnerin? Im Alltag spielen diese Fragen allerdings kaum eine Rolle, da die wenigsten Menschen ihre sexuellen Neigungen überall offen ausbreiten. Gerade all jene, deren Neigungen vom Mainstream abweichen, halten sich mit dem eigenen Faible im Zweifel lieber zurück. Denn andernfalls sieht man sich womöglich mit Ressentiments konfrontiert oder dem Spott preisgegeben.
Sind homoflexible Menschen sexuell besonders aktiv?
Für die meisten homosexuellen Menschen spielt die Homoflexibilität im Alltag keine Rolle. Das gilt insbesondere dann, wenn man sich in einer festen Partnerschaft befindet. In einer offenen Partnerschaft wie auch bei homoflexiblen Singles kann das natürlich vollkommen anders aussehen. Die Flexibilität ist dann aber trotzdem nicht als Präferenz zu betrachten. Beim erotischen Dating oder im
Swingerclub bietet die Homoflexibilität aber deutlich mehr Möglichkeiten.
Was muss man außerdem über die Homoflexibilität wissen?
Auch wenn es sich um ein eher seltenes Phänomen handelt, ist die Homoflexibilität weder eine Krankheit noch eine Marotte. Fachleute raten homoflexiblen Menschen zur Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit sich selbst – und zu einem hohen Maß an Gelassenheit. Wer homoflexibel ist, muss sich deshalb nicht permanent bei den Menschen des anderen Geschlechts nach einem möglichen Pendant umschauen. Doch wer die eigenen Neigungen kennt und versteht, kommt in bestimmten Situationen nicht ins Grübeln oder (Ver-)Zweifeln.