Darf es ein wenig Schmuck sein, vielleicht sogar mit einer erotisch-reizvollen Komponente? Dann ist ein Intimpiercing möglicherweise eine interessante Option! Besonders bekannt ist in diesem Zusammenhang natürlich das Brustwarzenpiercing. Und das, obwohl es nicht alle Menschen per se zu den ganz konkreten Piercings des Intimbereichs rechnen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes unterhalb der Gürtellinie befinden. Hier ein Überblick, welche Piercings der Genitalien am häufigsten gestochen werden und was dabei zu beachten ist.
Welches Intimpiercing kommt für Menschen mit weiblicher Anatomie infrage?
Klitorispiercing |
Klitorisvorhautpiercing |
Triangle-/ Isabella-Piercing |
Christina-Piercing |
Nefertiti-Piercing |
Schamlippen-Piercing |
Fourchette-Piercing |
Prinzessin-Albertina-Piercing |
Klitorispiercing: Dieses Piercing sticht man horizontal oder vertikal direkt durch die Klitoris. Die damit verbundene direkte Reizung der Klitoris kann die Lust beim Sex deutlich erhöhen. Allerdings ist das Stechen auch tendenziell schmerzhaft und es kann zu Nervenschädigungen kommen, wenn die piercende Person nicht kompetent genug ist. Heildauer: 4 bis 6 Wochen
Klitorisvorhautpiercing: Wie der Name schon verrät, sticht man es horizontal oder vertikal durch die Klitorisvorhaut, nicht aber durch diese selbst. Das vertikale Stechen führt dazu, dass die Klitoris etwas angehoben wird, was beim Sex einen reizvollen Effekt haben kann. Heildauer: 2 bis 7 Wochen.
Triangle-Piercing: Dieses Intimpiercing liegt nach dem Stechen unterhalb des Klitorisschafts und hinter der Klitoris, durch deren Vorhaut es geschoben wird. Ein relativ ähnliches, aber vertikal gestochenes Intimpiercing nennt sich Isabella-Piercing. Sein Stechen ist jedoch aufgrund eines Verlaufs durch den Klitorisschaft mit einem größeren Komplikationsrisiko verbunden, sodass es selten von Piercerinnen und Piercern empfohlen wird. Heildauer jeweils : 10 bis 16 Wochen
Christina-Piercing: Beim Christina-Piercing befindet sich ein Ende am Schnittpunkt der beiden äußeren Schamlippen, das andere – der Austrittspunkt – liegt auf dem Venushügel. Heildauer 12 bis 16 Wochen
Nefertiti-Piercing: Bei diesem Intimpiercing handelt es sich um eine Mischung aus Christina- und vertikalem Vorhautpiercing, was es zu einer Alternative zum Isabella-Piercing werden lässt. Dabei liegt das obere Ende auf dem Venushügel, das untere kurz oberhalb der Klitoris, aber noch unter der Klitorisvorhaut. Es ist allerdings noch wenig verbreitet und daher nicht so häufig wie das Christina- oder das Klitorisvorhautpiercing. Heildauer: 12 is 24 Wochen
Schamlippen-Piercing: Für dieses Intimpiercing kommen sowohl die äußeren als auch inneren Schamlippen infrage. Wichtig ist jeweils, dass man dennoch gut gehen und sitzen kann. Heildauer bei den inneren Schamlippen: 2 bis 3 Wochen – Heildauer bei den äußeren Schamlipppen: bis zu 6 Wochen
Fourchette-Piercing: Dieses Intimpiercing wird unterhalb der Stelle, an der die beiden kleinen Schamlippen zusammenlaufen, platziert. Heildauer: 4 bis 6 Wochen
Prinzessin-Albertina-Piercing: Beim Prinzessin-Albertina-Piercing handelt es sich um das Gegenstück zum beim Prinz-Albert-Piercing, das bei Menschen mit männlicher Anatomie recht beliebt es. Befindet sich am Damm und reicht von der Harnröhren- bis zur Vaginalöffnung. Da das Intimpiercing vertikal in die Harnröhre hineingestochen wird und größtenteils durch diese verläuft, empfiehlt es sich nicht bei regelmäßigen Harnwegsinfektionen. Ferner ist das Stechen vergleichsweise schmerzhaft. Heildauer: 4 bis 6 Wochen.
Welche Piercings können im Intimbereich von Menschen mit männlicher Anatomie gestochen werden?
Ampallang-/ Apadravya-Piercing |
(Reverse) Prinz-Albert-Piercing |
Dydoe Piercing |
Oetang-Piercing |
Frenulum-Piercing |
Lorum-Piercing |
Hafada-Piercing |
Guiche-Piercing |
Ampallang Piercing und Apadravya Piercing: Der Ampallang wird horizontal, der Apadravya vertikal durch die Eichel gestochen. Ordnet man beide Piercings so an, dass sie sich kreuzen, entsteht ein Magic Cross. Wesentlich für die Heilung ist das Zurückziehen der Vorhaut. Daher kommt dieses Intimpiercing in allen Varianten am ehesten für beschnittene Menschen mit männlicher Anatomie infrage. Heildauer: 12 bis 24 Wochen
Prinz-Albert-Piercing (PA) und Reverse-Prinz-Albert-Piercing (RPA): Das PA verläuft von der Harnröhre und tritt durch die untere Peniswand beim Frenulum, dem Vorhautbändchen, wieder aus. Das als RPA oder Queen Victoria bezeichnete Gegenstück hat dagegen die obere Peniswand als Austrittsort. Beide Varianten zusammen ergeben ein Apadrava-Piercing. Heildauer beim PA: 4 bis 6 Wochen – Heildauer beim RPA / Queen Victoria aufgrund des längeren Stichkanals 8 bis 20 Wochen
Dydoe Piercing: Dieses Intimpiercing sticht man durch den Eichelrand, was aufgrund der Empfindlichkeit dieses Bereichs häufig mit einem intensiveren Schmerzgefühl verbunden sein kann. Es funktioniert am besten, wenn die zu piercende Person beschnitten ist, ansonsten kann es sich auch nach dem Abheilen unangenehm anfühlen. Heildauer: bis zu 24 Wochen
Oetang-Piercing: Es wird durch die Vorhaut, idealerweise durch deren vorderen Rand gestochen. Entscheidet man sich für zwei Kanäle, die sich horizontal gegenüberliegen und verschließt diese mithilfe eines Barbells oder eines Ball-Closure-Rings, ist das Zurückziehen der Vorhaut nicht mehr möglich. Es also gewissermaßen ein Keuschheitsgürtel durch das Intimpiercing entstanden. Heildauer: 2 bis 4 Wochen
Frenulumpiercing: Oft sticht man es etwas unterhalb des Vorhautbändchens, was verhindert, dass dieses ausreißt. Dennoch handelt es sich um ein Intimpiercing, das für beschnittene Personen mit männlicher Anatomie nur dann infrage kommt, wenn noch etwas vom Vorhautbändchen da ist. Dann ist auch eine Frenulum-Ladder umsetzbar, bei der sich das oberste Piercing am Vorhautbändchen befindet und die weiteren nach unten hin am Schaft entlanglaufen. Heildauer: etwa 4 bis 8 Wochen, meist 6 bis 8
Lorumpiercing: Eine Alternativbezeichnung für das Intimpiercing ist „Low Frenum“, was darauf hinweist, dass es auf der Penisunterseite an der Grenze zum Hodensack gestochen wird. Dementsprechend kann es auch als Mischung aus Frenulum- und Hafada-Piercing betrachtet werden. Spannend: Zusammen mit einem Frenulumpiercing und einem Schluss lässt es sich zu einem Keuschheitsschutz kombinieren! Heildauer: 4 bis 6 Wochen
Hafada-Piercing: Das Hafada-Piercing ist ein Oberflächenpiercing in der Hodensack-Haut. Sticht man nicht nur ein Intimpiercing dieser Sorte, sondern gleich mehrere, wird die Bezeichnung „Scrotal Ladder“ gewählt. Heildauer: 6 bis 8 Wochen
Guiche-Piercing: Das Guiche-Piercing wählen Personen mit männlicher Anatomie häufiger, es kommt prinzipiell aber auch bei jenen mit weiblicher Anatomie infrage. Dafür wird es zwischen dem Hodensack und dem Anus, alternativ zwischen Vagina und Anus platziert. Auch bei diesem Intimpiercing ist eine Mehrfachanordnung in Form einer „Guiche Ladder“ möglich. Heildauer: 12 bis 24 Wochen
Was ist mit den Playpiercings beim BDSM?
Sie finden speziell in der SM-Szene gern Anwendung und unterscheiden sich insofern von dauerhaften
Markierungen, als sie
nur temporär-kurzzeitig angebracht und nach der Session wieder entfernt werden. Dies gelingt durch das Setzen von Akupunkturnadeln oder Kanüle. Anschließend verbindet man die Piercingstellen mithilfe von Ketten oder Fäden, was zur Fixierung des Körpers in einer vorher festgelegten Haltung führt. Das Anbringen von Gewichten erweist sich in diesem Zusammenhang als reizvolle Idee, bei Bewegungen herrscht jedoch oftmals eine akute Ausreiß-Gefahr.
Dafür bringen Playpiercings einen
hohen optischen Mehrwert mit, der etwa für Fotograf*innen interessant ist. Stichwort
Korsett-Piercing – eine Kombination aus temporären, am Rücken befindlichen Piercing-Ringen und einem kreuzweise angebrachten Schmuckband.
Dennoch handelt es sich bei einem Playpiercing nicht um ein dauerhaft gestochenes Intimpiercing. Dafür kann man ein solches im BDSM-Zusammenhang aber durchaus in eine Session integrieren – man denke an so manches Intimpiercing, das durch die Vorhaut oder die Schamlippen verläuft und in Kombination mit Ringen und/oder Schlössern als Keuschheitssystem nutzen kann. Und auch das Anhängen von Gewichten ist oftmals unkompliziert möglich.
Intimpiercing: Wie schmerzhaft ist das Stechen?
Schwer zu sagen, da das Schmerzempfinden eine sehr individuelle Sache ist. Überdies hängt das konkrete Ausmaß davon ab, wie viele Nerven durch den zu piercenden Bereich verlaufen. Prinzipiell berichten viele gepiercte Personen davon, dass der Schmerz sich nicht groß von dem an anderen Körperpartien unterscheidet. Aber – wie bereits in den einzelnen Beschreibungen angesprochen: Manch ein Intimpiercing ist zumindest beim Stechen erst einmal unangenehmer als andere Varianten an anderen Körperstellen.
Worauf kommt es bei der Pflege von Piercings im Intimbereich nach dem Stechen an?
In jedem Fall gilt es, die Wunde so wenig wie möglich zu berühren (wenn nur mit gründlich gereinigten Händen) und durch Kleidung, das Duschen und andere Dinge entsprechend wenig Druck oder andere Reizungen auszuüben. Bei der Körperhygiene sollte man folglich in den ersten Wochen kein Duschgel, sondern lediglich klares Wasser nutzen. Wenn nötig, kann man auch vorsichtig mit etwas Kamillenkonzentrat spülen, jedoch nicht unnötig zu schärferen Wundheil- oder Desinfektionssprays greifen.
Ebenso ist es keine gute Idee, das Intimpiercing zu drehen, zu bewegen oder sogar herauszunehmen, solange es noch sichtbar verkrustet ist. Dafür lohnt es sich, zumindest 4 Wochen lang auf Besuche in Schwimm- und Dampfbädern sowie Solarien und Saunas zu verzichten.
Und in puncto Sex und Selbstbefriedigung heißt es im Hinblick auf das Intimpiercing ebenfalls zunächst mehrere Wochen sparsam zu sein und danach zuerst einmal zu Kondomen zu greifen. Das mag zwar schade sein. Es erweist sich beim Heilungsprozess aber als sehr hilfreich, wenn das Piercing im Intimbereich nicht zu früh mit Körperflüssigkeiten wie Sperma oder Speichel in Berührung kommt.
Worauf muss man bei einem Intimpiercing noch achten?
Hierbei sind speziell die zwei folgenden Punkte von Bedeutung.
Wahl des Piercingstudios
Ein seriöses Piercingstudio zeichnet sich dadurch aus, dass einem die Piercer*innen auch unabhängig von den Öffnungszeiten für Fragen und/oder Notfälle zur Verfügung stehen. Auch findet eine ausführliche Aufklärung der Kund*innen bezüglich der Risiken, Komplikationen und der Nachsorge statt. Dabei sind sie ehrlich, denn es kann aufgrund der individuellen Anatomie immer vorkommen, dass ein bestimmtes Intimpiercing bei einer bestimmten Person nicht gestochen werden kann. Seriöse Piercer*innen werden darauf hinweisen und es entweder nicht tun oder sinnvolle Alternativen anbieten.
Des Weiteren schreiben sie im Hinblick auf das Stechen von einem Intimpiercing die Hygiene groß. Das betrifft sowohl die Arbeits- als auch Beratungs- und Sterilisationsräume, die Geräte, die Chemikalien für die Desinfektion (DGHM-gelistet) als auch der Piercingschmuck selbst. Beim Piercen nutzen sie Betäubungsspray, also weder illegale Spritzen noch Eisspray, bei dessen Nutzung die Gefahr besteht, dass sich das zu piercende Gewebe verhärtet oder sogar abfriert.
Und danach sind eine schriftliche Nachsorgeanleitung, kostenlose Desinfektionsmittel und eine Gratis-Nachsorge im Studio (bei Bedarf) für sie selbstverständlich.
Der passende Schmuck
Der Erstschmuck sollte aus Titan (ASTM F-136), medizinischem Kunststoff, Implantatstahl / chirurgischem Edelstahl (ASTM F-138) oder Niobium bestehen. Später können es auch Bio-Kunststoffe wie PTFE oder Bioplast sein.
Zusätzlich ist es sinnvoll, sich beim Erstschmuck für das eigene Intimpiercing die aktuellsten Analysezertifikate vorlegen zu lassen und auf eine einzelne, sterile Verpackung zu achten. Zusätzlicher Pluspunkt, wenn sich im Piercingstudio ein nachweislich regelmäßig kontrollierter Dampfdrucksterilisator befindet.
Im Hinblick auf die Größe und Form muss der Schmuck beim Intimpiercing an die körpereigene Anatomie, speziell jene der individuellen Körperstelle angepasst sein. Je nach Piercingtyp kommen dabei D-Ringe, Ball-Enclosure-Rings, Barbells (gerade Stäbe) oder Curved Barbells (Bananas) infrage. Wichtig: Sie müssen in der richtigen Größe gewählt werden, sodass das Intimpiercing ohne Druck / Zug beziehungsweise ein unfreiwilliges Hängenbleiben abheilen kann. In diesem Zusammenhang empfehlen sich auch glatt polierte Oberflächen und ein nicht zu hohes Gewicht. Denn ein anfänglich zu schwer gewähltes Intimpiercing könnte das Gewebe über Gebühr belasten, was die Heilung verzögern oder sogar zu Gewebeschäden führen könnte. Daher sind für den Anfang leichtere Varianten oft deutlich besser. Man kann ja später noch tauschen.