LGBTQ+ ist ein Akronym, das für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer und verwandte Identitäten steht. Man verwendet es, um die Gemeinschaft von Menschen mit sexuellen und geschlechtsspezifischen Minderheiten zu beschreiben. Die Gemeinschaft kämpft weltweit für Gleichberechtigung, Anerkennung und das Recht, ohne Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität zu leben. Weitere, synonym gebräuchliche Kürzel sind LGBTQIA (IA = Intersexual, Asexual) oder LGTQIA+.
Was ist LGBTQ+?
LGBTQ+ ist ein Schirmbegriff, der eine breite Palette von sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten umfasst.
- Lesbisch (Lesbian): Frauen, die sich emotional und/oder sexuell zu anderen Frauen hingezogen fühlen.
- Schwul (Gay): Männer, die sich emotional und/oder sexuell zu anderen Männern hingezogen fühlen.
- Bisexuell (Bisexual): Menschen, die sich emotional und/oder sexuell zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlen, wobei das genaue Ausmaß der Anziehung unterschiedlich sein kann.
- Transgender: Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das man ihnen bei der Geburt zugewiesen hat. Dazu gehören auch nicht-binäre Menschen, die sich weder ausschließlich als männlich noch als weiblich identifizieren.
- Queer: Ein Begriff, den einige Menschen verwenden, deren sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität von der heteronormativen Norm abweicht und die sich möglicherweise nicht durch die anderen Begriffe unter dem LGBTQ+-Schirm beschrieben fühlen
Häufig erweitert man diese Aufzählung noch durch die Intersexualität (I) und die
Asexualität (A). Damit sich tatsächlich jede vom binären Schema abweichende Geschlechtsidentität berücksichtigen lässt, verwendet man anstelle von LGBTQIA meistens das hier vorgestellte Kürzel LGBTQ+.
Warum hat sich das binäre Schema der zwei Geschlechter überholt?
Das binäre Schema geht davon aus, dass es nur Männer und Frauen gibt. Jedoch ist dies eine Vereinfachung der Realität. In der Tat deckt das Geschlecht ein breiteres Spektrum ab. Viele Menschen identifizieren sich als
- nicht-binär,
- genderfluid (ihre Geschlechtsidentität verändert sich mit der Zeit) oder
- agender (sie identifizieren sich mit keinem Geschlecht).
Die binäre Sichtweise führt oft zu der Annahme, dass Geschlechtsidentität und körperliche Merkmale immer übereinstimmen. Dies ist aber erwiesenermaßen nicht der Fall. Menschen, die sich dem binären Schema nicht zuordnen können oder wollen, erfahren oft Diskriminierung und Marginalisierung.
Wie ist die rechtliche Situation von Menschen, die sich der LGBTQ+-Community zugehörig fühlen?
Die rechtliche Situation von LGBTQ+-Menschen variiert weltweit stark. In einigen Ländern sind gleichgeschlechtliche Ehen legal und Anti-Diskriminierungsgesetze schützen LGBTQ+-Menschen in verschiedenen Bereichen wie
- Beschäftigung,
- Bildung und
- Gesundheitsversorgung.
In anderen Ländern sind homosexuelle Handlungen kriminalisiert und LGBTQ+-Menschen sind Diskriminierung, Verfolgung und sogar Gewalt ausgesetzt. In Deutschland sind gleichgeschlechtliche Ehen seit 2017 legal. Und auch Anti-Diskriminierungsgesetze bieten einen gewissen Schutz, obwohl weiterhin Fälle von Diskriminierung und Hassverbrechen vorkommen.
Wie wird das Thema gesellschaftlich betrachtet?
In Deutschland hat man in den vergangenen Jahren bedeutende Fortschritte in der Anerkennung und im Schutz der Rechte von LGBTQ+-Personen gemacht. Speziell die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Jahr 2017 war ein wichtiger Meilenstein. Zudem soll primär das
Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) die Rechte von LGBTQ+-Personen in verschiedenen Bereichen schützen. Beispiele dafür reichen vom Arbeitsrecht über den Bildungsbereich bis zum Gesundheitswesen.
Aber auch so ist festzuhalten, dass sich die deutsche Gesellschaft zunehmend für LGBTQ+-Themen offen zeigt. Das lässt sich unter anderem an der wachsenden Sichtbarkeit und Akzeptanz in den Medien, in der Politik und im täglichen Leben erkennen. Viele Städte haben lebendige LGBTQ+-Gemeinschaften. Diese organisieren jährliche Pride-Veranstaltungen in ganz Deutschland, die Tausende Teilnehmer*innen und Unterstützer*innen anziehen.
Dennoch ist die Toleranz nicht gleichmäßig verteilt. Tendenziell ist man in ländlichen Regionen konservativer als in den Großstädten und im Westen liberaler als in den neuen Bundesländern. Die Community sieht aber Zeichen, dass sich die Situation überall verbessert.
Und bei den europäischen Nachbarn?
Auf
europäischer Ebene sind die Ansichten und Haltungen gegenüber LGBTQ+-Themen sehr unterschiedlich und variieren von Land zu Land.
Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die nordwestlichen Länder Europas, wie die Niederlande, Skandinavien und das Vereinigte Königreich, tendenziell fortschrittlich sind. In der Konsequenz weisen sie eine vergleichsweise hohe Akzeptanz von LGBTQ+-Rechten auf. Ferner gelten in diesen Ländern umfassende Anti-Diskriminierungsgesetze und es besteht eine stärkere gesellschaftliche Unterstützung für die Gleichstellung von LGBTQ+-Personen.
In einigen mittel- und osteuropäischen Ländern dagegen herrschen noch immer starke Vorbehalte gegenüber LGBTQ+-Rechten. Etwa in Polen, Ungarn und Russland sprechen sich starke konservative gesellschaftliche Strömungen gegen die Erweiterung dieser Rechte aus. Stattdessen betont und befürwortet man in diesen oftmals eine Rhetorik der „traditionellen Familienwerte“.
In einigen Fällen setzte sich diese Haltung auch bei den politischen Entscheidungsträgern durch. So verbieten manche Gesetze teilweise "LGBTQ+-Propaganda" und tragen dazu bei, die Redefreiheit von LGBTQ+-Personen einzuschränken oder den Themenkomplex aus dem Schulunterricht fernzuhalten.
Insgesamt hat die Europäische Union (EU) aber bereits einige Schritte unternommen, um die Rechte von LGBTQ+-Personen zu fördern und zu schützen. Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union verbietet Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und die EU-Richtlinien stellen sicher, dass LGBTQ+-Paare in der gesamten EU die gleichen Freizügigkeitsrechte genießen.
Außerdem hat die EU auch Finanzmittel für Programme bereitgestellt, welche die Integration und Sichtbarkeit von LGBTQ+-Gemeinschaften fördern. Da die gesetzgeberische Praxis einiger mittel- und osteuropäischer Länder diesem gesamteuropäischen Gedanken zuwiderläuft, setzt die EU-Kommission auf den Rechtsweg, um dieses Vorgehen zu unterbinden. Ein Mittel dafür ist unter anderem die Zurückhaltung von europäischen Fördergeldern.