„Geil, das ist ja aus …“ Es lässt sich zwar nicht in exakten Zahlen benennen, doch allein in Deutschland haben viele Millionen Menschen eine sexuelle Vorliebe für bestimmte Materialien. Insbesondere Lack, Leder und Latex spielen dabei jeweils eine wesentliche Rolle, doch das Spektrum geht weit darüber hinaus.
Was genau ist ein Materialfetisch?
Knapp ausgedrückt: Es handelt sich um eine intensive sexuelle Vorliebe für ein bestimmtes Material. Doch nicht nur die Bandbreite der verschiedenen Materialien ist schier gigantisch, auch bei der Ausprägung gibt es gravierende Unterschiede. So kann man unterscheiden in
- einen aktiven Fetisch: Man wird erregt, indem man Kleidung aus bestimmten Materialien trägt,
- einen passiven Fetisch: Man zieht Lust daraus, bestimmte Materialien an anderen Menschen (etwa der Partnerin oder dem Partner) zu sehen sowie
- einen kombinierten Material- und Objektfetisch, bei dem es nicht um das Tragen, sondern das Anschauen, Anhören oder Riechen bestimmter Objekte geht. Ein Typisches Beispiel hierfür sind die dekorativ ausgestellten Stilettos aus Leder.
Welche Formen gibt es?
Sämtliche Formen dieser Vorliebe lassen sich in einem Artikel von überschaubarer Länge nicht aufzählen – und selbst ein Fachbuch zu diesem Thema könnte kaum alle vorkommenden Facetten beleuchten. Im Folgenden geht es um die am meisten verbreiteten Variationen des Materialfetischs.
Leder
Schon seit Urzeiten kennt man
Leder als vielseitig nutzbares, strapazierfähiges Material. Für Lederfetischist*innen lässt es sich darauf freilich nicht reduzieren: Es bezaubert mit einem ganz eigenen Glanz, seinem intensiven Duft und einer Kühle, die sich durch keinen anderen Stoff nachahmen lässt. Kunstleder ist für die meisten Menschen mit dieser Vorliebe also keine echte Alternative.
Generell steht dieses Material für sich, ohne modischen Trends zu folgen. Eine Ausnahme allerdings sind die seit einigen Jahren sehr angesagten Lederleggings.
Lack
Hier sorgt die glatte, hochglänzende Oberfläche für den besonderen Kick. Darüber hinaus hat der Fetisch verschiedene Facetten: Während einige Menschen es lieben, wenn sich der Lackstoff knalleng um die Konturen eines Körpers spannt, ziehen andere ihre Erregung bereits aus einem Regenmantel oder einer glänzend beschichteten Steppjacke.
Besonders im Trend sind Dessous aus beziehungsweise mit Lackmaterial. Diese sorgen nicht nur für eine heiße Optik, sondern begeistern in den wichtigen Körperbereichen durch eine einzigartig glatte Haptik.
Übrigens: Wer sich im Handel umschaut, wird zwischen
Lack und Kunstleder keine feste Grenze erkennen. Einige Menschen verwenden den einen Begriff generell synonym für den anderen.
Latex / Gummi
Dieses Material ist ebenfalls unvergleichlich. Entwickelt wurde es für wasserdichte Kleiung. Doch eine wachsende Zahl an Menschen denkt nicht an Ostfriesennerz und Gummistiefel, sondern eher an
- Leggings,
- Kleider,
- Handschuhe,
- Masken
- oder einen aus Latex gefertigten Vacuum-Cube.
Für den erotischen Kick sorgen Duft, Optik und Haptik; zudem ist das Spektrum hier größer als im ersten Moment gedacht. Beispielsweise gibt es neben der enganliegenden Kleidung aus hochglänzendem Gummi auch weit geschnittene, alltagstaugliche Modelle mit matter Oberfläche. Eine besondere Facette dieser Vorliebe ist ‚
Heavy Rubber‘, also die komplette Verhüllung des Körpers in dickem, manchmal mehrlagigem Latex. Auch die ‚Rubber Doll‘, also eine feminin überzeichnete Kunstfigur in Gummi, wird diesem Bereich zugeordnet.
Metall
In Form von Schmuck spielen Edelstahl und Edelmetalle auch im Alltag eine Rolle. Der Metallfetisch geht jedoch weit darüber hinaus. Ob fesselnde Stahlketten, Halsband und Armfesseln aus hartem, glänzendem Material oder komplett aus Metall gefertigte Dessous, die Bandbreite ist so groß, wie die Werkstoffe vielseitig sind.
Häufig steht der Metallfetisch nicht komplett für sich allein, sondern wird etwa mit (Kunst-) Leder, Lack oder Latex kombiniert. Im BDSM-Bereich spielt dieser Materialfetisch eine besonders wichtige Rolle, denn schließlich handelt es sich um die stabilsten zur Verfügung stehenden Materialien.
Satin
Wer auf zarte, weich fließende und dezent glänzende Materialien steht, hat womöglich einen Satinfetisch. Schön daran: Durch das Tragen von
kann man diese Vorliebe wunderbar unkompliziert ausleben. Zusätzlicher Clou? Oft sind die Grenzen zum Nylonfetisch übrigens so fließend wie die Stoffe selbst.
Nylon
Dieses faszinierende Material kennt man für Kleidung etwa seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Seit damals begeistern sich Menschen für den hauchzarten Stoff, der Füße und Beine in Form von
Nylonstrümpfen umspielt. Doch der Nylonfetisch lässt sich nicht alleine auf Strumpfhosen und halterlose Strümpfe reduzieren. Sogenannte Catsuits oder Bodystockings sind Beispiele für
erotische Nylonkleidung, die bis über den Oberkörper reicht. Darüber hinaus kennt man auch Handschuhe und Masken aus diesem hauchzarten Textil.
Spandex
Eine spezielle Facette des Nylonfetischs kennt man etwa seit den 1980er-Jahren: Mit der damaligen Aerobic-Welle kamen Leggings und Gymnastikanzüge aus elastischem, glänzendem Spandex in den Handel. Diese Kleidungsstücke sind seither nie vollkommen aus der Mode gekommen, sondern begeistern bis heute in allen Geschlechtern. Wer eine entsprechende Vorliebe besitzt, kann diese vor allem im Sport- und Fitnessbereich ausleben.
weitere Materialien
Eine kurze Recherche im Internet genügt, um weitere Formen des Materialfetischismus zu finden:
- Wolle,
- (Kunst-)Pelz
- oder Federn
sind weitere Beispiele, im weiteren Sinn kann man auch den Windelfetisch mit aufzählen. Es ist also durchaus faszinierend, hier auf Entdeckungsreise(n) zu gehen.
Was muss man beachten?
Generell ist der Materialfetisch eine von vielen Facetten der menschlichen Erotik, die ihre absolute Daseinsberechtigung haben. Allerdings sollte man sich über
- die Materialpflege,
- den Tragekomfort (insbesondere an frostigen oder sehr heißen Tagen) und
- ggf. die Kombinierbarkeit mit anderen Kleidungsstücken
Gedanken machen.
Abhängig von der jeweiligen Vorliebe und der eigenen Figur kann ein Materialfetisch durchaus alltagstauglich sein. In vielen Fällen ist dann aber auch ein ordentliches Maß an Selbstbewusstsein gefragt.