Fesseln oder Gefesselt-Werden? Und mit welchen Hintergrund-Motivationen? Alles wesentliche Fragen für Rigger, Rope Tops, Rope Bottoms und Rope Models.
Was zeichnet Rigger und Rope Tops aus?
Rigger und Rope Top – ist das nicht dasselbe? Nein, denn streng genommen liegt der Fokus beim Male oder Female Rigger auf dem Fesseln an sich und der dabei entstehenden Ästhetik. Für beide spielt ein sexueller, mit dom-dev Aspekten verbundener Hintergrund beim Fesseln und bei der dabei empfundenen persönlichen Lust folglich nicht unbedingt eine Rolle.
Die*Der Rope Top dagegen ist in der Regel dominant und nutzt Fesselungen gewissermaßen als (mehr oder weniger) ergänzendes Element, um ihre*seine anderen erotischen Ideen umzusetzen. Darunter können unter anderem das Zufügen von Schmerzen, der Genuss des Ausgeliefertseins der gefesselten Person und der damit verbundenen Macht über diese fallen.
Insofern sind manche Rigger auch Rope Tops, aber nicht alle Rope Tops wie
sind deswegen auch Rigger. Wobei es natürlich auch gewisse Schnittpunkte geben kann – beispielsweise ein übergreifendes Interesse an verschiedenem Fesselungszubehör in Form von Seilen, Ketten, Lederriemen oder Bondage Tapes. Und auch weiteres, hilfreiches Zubehör wie etwa ein
Andreaskreuz kommt nicht selten zum Einsatz.
Überdies bringen Rigger und Rope Tops idealerweise auch noch einige andere Eigenschaften wie
Geduld |
Kenntnisse über die verschiedenen Techniken, Körperstellen und Sicherheitsrisiken |
den Willen, neue Techniken und Knoten solange auszuprobieren, bis sie gefahrlos an einer zu fesselnden Person ausprobiert werden können |
und Umsicht, eine einfühlsame Kommunikation sowie Respekt für das Gegenüber |
mit. Will heißen: Kompetente Rigger und Rope Tops klären bereits im Vorfeld wesentliche Aspekte wie Soft und Hard Limits, alles bezüglich der Einvernehmlichkeit und potenzielle Safewords ab. Überdies
- lassen sie ihre Rope Models beziehungsweise Bottoms nie aus den Augen,
- beobachten immer aufmerksam deren Motorik, Hautfarbe und Co.
- und haben für den Notfall stets eine Schere oder ein Messer zum Schnellen Knotenlösen am Start.
So kommt es, dass sich bei ihnen im besten Fall sowohl Rope Models als auch verschiedene Rope Bottoms wie Subs, Serfs, Slaves oder
Brats in guten Händen wissen können. Wobei sich auch an dieser Stelle wieder die Frage stellt, inwiefern sich ein Rope Model und ein Rope Bottom voneinander unterscheiden.
Wer ist ein*e Rope Bottom?
Rope Bottoms (zuweilen auch unter dem Begriff Rope Bunnys bekannt) sind tendenziell unterwürfig und können gleichzeitig auch Subs, Serfs, Masochist*innen, Slav*innen oder sogar Brats sein. Die für sie idealen „Gegenstücke“ sind dabei Rope Tops. Aber auch andere Tops und Doms, die zuweilen gern fesseln und fixieren, können für sie interessant sein.
Eines ihrer wesentlichen Merkmale liegt darin, sich fesseln zu lassen und sich anschließend auch im Hinblick auf sexuelle Spielarten auszuliefern. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied zum Rope Model, bei dem diese sexuelle Motivation oft fehlt und das nicht einmal unbedingt submissiv ist. Dazu aber später noch mehr. Doch auch bei Rope Bottoms ist es wesentlich, dass sie darauf achten, dass sie es mit einem kompetenten (dominanten) Gegenüber zu tun haben. Folglich sollten auch sie nicht auf das Vereinbaren und das Einhalten von
- Limits,
- einvernehmlichen Abmachungen,
- Safewords
- und das Beachten von Sicherheitsaspekten
verzichten. Ein vollkommen blindes Verlassen auf die*den Rope Top empfiehlt sich somit auch für Rope Bottoms nicht, aber das werden kompetent-konstruktive Rope Tops im Normalfall gar nicht erst verlangen.
Wer ist ein Rope Model?
Bei der Bezeichnung Rope Model handelt es sich um einen grundsätzlich sehr neutralen Begriff, der nicht einmal unbedingt im Zusammenhang mit BDSM zu stehen braucht.
Vielmehr ist das Rope Modell speziell im
Shibari der Gegenpart zum Rigger und wie dieser nicht unbedingt von einem vorrangig erotisch-sexuellen Machtgefälle begeistert; daher auch nicht unbedingt devot, submissiv oder masochistisch. Stattdessen sieht es sich selbst als eine Art von menschlicher Leinwand und ist somit daran interessiert, dass alles wie einvernehmlich besprochen abläuft. Dazu gehört, dass der Male oder Female Rigger es schafft, dass die Fesselungen möglichst ästhetisch aussehen und die natürlichen Konturen des Rope Models passend dazu betonen. In der Konsequenz könnte man den Rigger also eher als ausführend-aktiven, nicht aber dominierenden Gegenpart zum Rape Model bezeichnen.
Ein weiterer Begriff für das Rape Model ist übrigens auch „ukete“ (Japanisch für „empfangende Hand“). Er lässt sich gleichermaßen für Einzelpersonen wie für Gruppen nutzen und ist komplett geschlechtsneutral.
Was muss man über die Beziehung von Rigger zu Rope Model / Rope Top zu Rope Bottom noch wissen?
Gerade für Menschen, die sich für aufwendigere Fesselungen wie Shibari interessieren, ist es von großer Bedeutung, mit Geduld, gegenseitigem Respekt und technischem Können inklusive hoher Sicherheitsstandards an die Sache heranzugehen.
Für Rope Models erweist sich das Gefesselt-Werden sogar oftmals als hochgradig meditativ und als Möglichkeit, sich zusammen mit dem Rigger künstlerisch auszudrücken und in eine neue (emotionale wie fast schon spirituelle) Sphäre einzutauchen. Und auch Rigger betrachten Fesselungen als Möglichkeit, dem individuell vorliegenden Körper Respekt zu zollen und seine eigene Ästhetik geschmackvoll hervorzuheben.
Es erklärt sich also von selbst, dass ein Rope Model mit einem entsprechenden Verständnis nicht von jemandem, der sich für sexuell dominant hält, einfach nur fixiert und anschließend „benutzt“ werden möchte. Ebenso würde wahrscheinlich so manch ein Rigger wundern, wenn ein Rope Bottom „Beeile dich, das ist doch nicht so wichtig!“ sagt, damit es endlich zum Sex oder anderen, direkt sexuell stimulierenden Praktiken kommt.
Im Umkehrschluss ist aber natürlich auch nichts verkehrt daran, Fesselungen gewissermaßen als Mittel zum Zweck zu nutzen und sie zu einem praktischen Hilfsmittel für weitere BDSM-Spielarten wie Schlagspiele zu machen. Umso wichtiger ist es dementsprechend, miteinander schon im Vorfeld differenziert zu kommunizieren und zu schauen, wer welche Ideen und Intentionen hat. Denn dadurch können sich dann schon relativ passende Paare finden, die nicht erst in den Fesselsessions feststellen, dass ihre Begeisterung und Lust auf völlig unterschiedliche Dinge abzielen.
Unabhängig davon heißt es aber natürlich immer fleißig üben – etwa mithilfe von
- Büchern,
- Online-Kursen,
- Youtube-Kanälen
- oder noch besser mit realen Kursen bei persönlich anwesenden Lehrer*innen –
und immer an den gegenseitigen Respekt und die Einhaltung von von Sicherheitsaspekten denken!