In der Naturheilkunde weiß man es längst. Scharf gewürzte Speisen haben eine positive Wirkung auf Potenz und Libido. Dies hat eine Studie der französischen Universität Grenoble-Alpes, die im Jahr 2013 im Journal of Nutrition veröffentlicht wurde, bestätigt. Die Forschenden kamen zu einem interessanten Ergebnis. Mit Capsaicin (dem Scharfstoff der Chilischote) gewürzte Speisen können den Testosteronspiegel beim Mann um bis zu 15 % erhöhen!
Scharf wie Chili!
Während man hierzulande vorrangig Pfeffer als Scharfmacher in der Küche schätzt, setzt man anderswo schon seit langer Zeit verstärkt auf Chili. Und diese aus Südamerika stammende Schote hat es nicht nur geschmacklich in sich. Immer wieder werden
zahlreiche Studien durchgeführt, die der Schote den Status einer echten Naturarznei verleihen. Chili wirkt
antioxidativ |
entzündungshemmend |
schmerzlindernd |
immunstärkend |
appetitzügelnd |
luststeigernd |
Genau wie bei anderen Naturarzneien ist der Zusammenhang zwischen Potenz und Libido mit dem Chili bislang nicht gänzlich erforscht. Es ist aber bestätigt, dass Capsaicin die Durchblutung verbessert – besonders stark im Genitalbereich. Ein ebenfalls nachgewiesener Effekt betrifft die Sensibilität der in der Haut verlaufenden Nerven. Durch den Konsum von scharfen Speisen reagieren diese besonders sensibel auf Berührungen. Auch dies kann man(n) als luststeigernd empfinden.
Doch wie immer gilt: Nicht übertreiben!
Über die Schärfe in Lebensmitteln gibt die Scoville-Skala Auskunft-. Sie geht auf den amerikanischen Pharmakologen Wilbur L- Scoville zurück. Dieser entwickelte sie im Jahr 1912. Das Prinzip ist rasch erklärt. Man verdünnt einen Scharfstoff durch Zugabe von Wasser so weit, bis keine Schärfe mehr feststellbar ist.
Im Fall von Paprikaschoten bedeutet das:
- Die nicht scharfe Gemüsepaprika hat einen Scoville-Wert von 0. Bei einer milden Peperoni liegt der Wert (je nach Sorte) bereits zwischen 100 und 500.
- Der von den meisten Menschen hierzulande als sehr scharf empfundene Jalapeño-Chili kann einen Wert zwischen 2.500 und 8.000 erreichen.
- Die Habanero ist die schärfste Chilischote, die man im hiesigen Supermarkt kaufen kann. Ihre Schärfe mit einem Scoville-Wert zwischen 100.000 und 35.000 nochmals um ein Vielfaches höher.
Aber damit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Mad Dog 357 No.9 Plutonium ist die derzeit schärfste Chilisauce der Welt. Und ihr Name kommt nicht von ungefähr. Immerhin gilt für die Sauce der Scoville-Wert 9.000.000!
Vorsicht ist also nicht nur die Mutter der Porzellankiste, sondern auch der verschärften Speise. Tatsächlich ist es vorsätzliche Körperverletzung, jemanden ohne dessen Wissen oder dessen ausdrückliche Einwilligung extrem scharf essen zu lassen. Denn in überhöhter Dosis wird Capsaicin keineswegs mehr gesundheitsfördernd, sondern lebensgefährlich. Es kann zu Verbrennungen dritten Grades kommen. Außerdem sind Herzrasen, Atemnot und Erbrechen übliche Folgen.
Wie hoch ist die richtige Dosis?
Diese Frage muss jeder ganz individuell für sich selbst beantworten. Einige Menschen können Schärfe hervorragend vertragen, während andere am liebsten komplett darauf verzichten. Häufig wird die Schärfe-Toleranz bereits von klein auf erlernt. In Süd- und Mittelamerika, aber auch bei einigen Mittelmeerländern ist eine pikante Küche bereits für Kinder selbstverständlich. Das hartnäckige Gerücht, man raube den Kleinen damit den Geschmackssinn, ist vielfach widerlegt. Nicht jedoch der Effekt einer wachsenden Schärfetoleranz.
Hierzulande ist das Spiel mit der Schärfe für viele Menschen eine Art Tanz auf der Rasierklinge. Empfindet man eine Speise als äußerst scharf, aber dennoch nahrhaft und lecker? Und isst man sie deshalb gern? Dann erlebt man die Schärfe als positiven Kick. Die Capsaicin-Dosis ist in diesem Fall (fast immer) gut verträglich und kann ihre Wirkung auch in anderer Hinsicht gut entfalten.
Auf das Abendessen beim Mexikaner eine heiße Liebesnacht folgen zu lassen, ist also eine gute Idee. Zumal scharfe Speisen Herzfrequenz ebenso stark wie Koffein beschleunigen. So schnell ist also noch nicht an Schlaf zu denken …