Im BDSM-Kontext versteht man unter Schlagspielen ( „Impact Play“) Aktivitäten, bei denen der aktive Part (Top) den passiven (Bottom) kontrolliert schlägt oder auf andere, aber ähnliche Weise körperlich stimuliert. Diese Aktivitäten lassen sich unterschiedlich intensiv und auf verschiedenen Körperteilen ausführen und beinhalten typischerweise den Einsatz von speziellen Werkzeugen wie Paddles, Peitschen, Gerten oder Riemen. Dabei zielen sie sowohl auf eine physische als auch eine psychische Erregung der Beteiligten ab.
Welche Schlagspiele sind besonders bekannt?
Die Bastonade
Bei der
Bastonade geht es darum, die Fußsohlen der passiven Person mithilfe von Lederriemen, Ruten, Gerten oder dünnen Stöcken zu schlagen. Diese Technik wird in einigen Ländern auch immer noch als offizielle Folter angewendet; im BDSM jedoch dient sie vorrangig zur Bereitung von Lustschmerzen, die weder auf ernst zu nehmende noch auch bleibende Schäden abzielen. In diesem Zusammenhang ist daher die arabische Falaka zu nennen. Dabei fixiert man die Füße des passiven Parts – etwa mithilfe von Spreizstangen, Fußfesseln, einem Pranger oder anderen BDSM-Möbeln. In der Folge entsteht durch die fixierten und nach oben gezogenen Füße eine günstigere Schlagposition, wodurch sich wiederum unbeabsichtigte Verletzungen besser vermeiden lassen.
Als Flagellation bezeichnet man die körperliche Züchtigung oder Bestrafung durch Peitschenhiebe oder Geißelung. Letztere kennt man in Form der Selbstgeißelung unter anderem von strenggläubigen Christ*innen; im BDSM setzt man sie jedoch vorrangig zur einvernehmlichen sexuellen Befriedigung ein und bezeichnet diese Vorliebe dann als Flagellantismus.
Eine besonders bekannte Variante davon findet in Form der „
englischen Erziehung“ statt. Diese ist zumeist in ein Rollenspiel eingebunden, wobei der aktive Part die*den Submissiven für seine Verfehlungen konsequent züchtigt. In einigen Fällen geht der Züchtigung ein tatsächliches Fehlverhalten voraus. Aber auch die reine Fokussierung auf das sadomasochistische Element – der Schlag mit einer Gerte oder einem Rohrstock auf den nackten Po und/oder die hintere Seite der Oberschenkel – ist möglich. Dann braucht die harte Züchtigung keine Begründung, sondern wird zum Selbstzweck, wie er auch in
Die Geschichte der O thematisiert wird.
Außerdem spielt die Kleidung hierbei oftmals eine ebenfalls wesentliche Rolle. Denn während die aktive, dominante Person häufig in strenger Kleidung (etwa einem akkurat sitzenden Kostüm samt Korsett) auftritt, trägt ihr Pendant oftmals eine Schülerinnen- oder Schüler-Uniform.
Das Spanking
Das
Spanking ist eine Form der körperlichen Züchtigung, die typischerweise auf das Gesäß einer Person abzielt. Spanken kann man sowohl mit der flachen Hand als auch mit einem Paddle, einem Rohrstock oder einem anderen Werkzeug. Das macht es zu einer beliebten, für sich alleinstehenden erotischen Aktivität oder auch zu einem Bestandteil von erotischen Disziplinarmaßnahmen wie einer
Bestrafung. Ein Machtgefälle ist bei diesem Spiel folglich üblich, aber nicht in jedem Fall notwendig.
Der Bottom empfängt die Schläge und kann dabei ein Gefühl der Unterwerfung oder sexuelle Erregung erleben. Für viele Menschen liegt der Kick jedoch ausschließlich im Schlagen und/oder Geschlagen-werden. Ein*e Sadist*in muss nicht zwingend dominant sein – und für die masochistische Seite gilt dies vice versa. Spannend dabei ist zudem, dass auch mit anderen erotischen Aktivitäten kombinieren, etwa im Rahmen von Bondage (Fesselung) oder Rollenspielen.
Was ist der Reiz an Schlagspielen?
Die Begeisterung für Schlagspiele kann auf vielen Gründen basieren; zu den häufigsten dabei zählen
die psychologische (Macht-und-Kontroll-) Dynamik und das damit verbundene Gefühl von Hingabe, Vertrauen und Verantwortung |
die Endorphin-Ausschüttung und das damit verbundene „High“-Gefühl |
der Spaß an Rollenspielen und den Praktiken, die sich in diese integrieren lassen und dem Ganzen mehr Authentizität verleihen |
die durch den Schmerz verstärkte Sinneswahrnehmung, die die sexuelle Erregung intensiviert |
die emotionale Befreiung und der damit verbundene Stressabbau |
die Stärkung der emotionalen Bindung und Intimität durch das bestätigte Vertrauen in die*den anderen |
Worauf muss man bei Schlagspielen achten?
Wenngleich sie für viele Beteiligte mit einem großen sexuellen und auch psychologischen Kick verbunden sind, muss man für Schlagspiele immer einen klaren Kopf mitbringen und darf sich nie dazu hinreißen lassen, bestimmte Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen. Dazu gehören unter anderem
- grundlegende anatomische Kenntnisse darüber, welche Körperteile man beispielsweise mit einem Rohrstock (nicht) treffen darf,
- die Vorsicht, wenn es um bestimmte Krankheiten und die Einnahme von Medikamenten geht, da diese unter Umständen zu längeren Heilungsprozessen in Bezug auf die Haut oder die Rückbildung von blauen Flecken führen können,
- das Nicht-Unterschätzen von sichtbaren Spuren, die auch für Dritte erkennbar sein können oder
- das Berücksichtigen des Ausmaßes, in dem Schläge zu psychischen Belastungen (sowohl beim aktiven als auch beim passiven Part) führen können. Dementsprechend ist eine umfangreiche Nachsorge für ein Schlagspiel stets relevant, damit sich alle Beteiligten auch wirklich wohl und (emotional wie körperlich) sicher fühlen können.