Der menschliche Körper besitzt verschiedene Schließmuskeln. Am Auge, am Mund oder an der Speiseröhre erfüllen sie ebenso wichtige Aufgaben wie am Darmausgang. Im erotischen Kontext ist allerdings immer letztgenannter gemeint. Auf Englisch heißt er ‚Sphincter‘.
Was ist der anale Schließmuskel?
Der Mensch besitzt nicht nur einen, sondern gleich zwei dieser Muskeln. Einer befindet sich unmittelbar am After (oder wird mit diesem sogar gleichgesetzt). Der Zweite liegt etwas weiter im Inneren des Körpers. Aufgabe beider Schließmuskeln ist, den Kot nach draußen zu transportieren, den Darm davor und danach jedoch gut zu verschließen. Säuglinge können diese Muskeln noch nicht kontrollieren. Das macht die Verwendung von Windeln erforderlich. Später stellt dies in der Regel kein Problem mehr dar. Zudem erlebt eine nicht unerhebliche Anzahl der Menschen die Stimulation des Schließmuskels sogar als sexuell erregend.
Stört der Muskel beim Analsex?
Ja und nein. Ein funktionierender Schließmuskel wirkt nicht nur nach innen, sondern auch nach außen. Das bedeutet, dass er ein Eindringen in den Anus zu verhindern versucht. Der Versuch des Analverkehrs ohne vorheriges Training des Muskels kann schmerzhaft oder gar unmöglich sein. Durch die vorherige Verwendung eines Analplugs oder eines anderen, hierfür geeigneten Sextoys kann man den Schließmuskel aber an dieses Spiel gewöhnen. Das gelingt besonders gut, wenn man einen Plug über längere Zeit (manchmal gar über Stunden) an seinem Platz belässt. So wird ein dauerhafter Druck auf den Muskel ausgeübt. Schrittweise kann man größere Plugs verwenden und den Anus dadurch immer besser für den Analverkehr zugänglich machen.
Übrigens wirkt ein erfolgreiches Training des Schließmuskels über Wochen und Monate nach. Selbst wenn man über diese Zeit keinen Analsex (oder vergleichbare Spiele) hat, muss man anschließend nicht komplett bei null beginnen.
Wichtig: Ob beim Training oder beim Analsex, man sollte immer ausreichend viel geeignetes Gleitgel verwenden. Denn der Analbereich verfügt nicht über die natürliche Befeuchtung einer Vagina.
Wer hat überhaupt Analsex?
Es ist nach wie vor ein weitverbreitetes Vorurteil, dass Analverkehr eine Bastion homosexueller Männer sei. Anatomisch unterscheiden sich Homosexuelle natürlich nicht von anderen Männern – und die Prostata ist für die sexuelle Stimulation auf analem Weg besonders empfänglich. Und auch viele Frauen können dieser Spielart durchaus etwas abgewinnen. Nach einer GeSiD-Studie aus dem Jahr 2020 ist Analsex eher eine Frage des Alters denn des Geschlechtes: Rund 20 % aller Befragten zwischen 18 und 35 Jahren gaben an, (auch) Analsex zu praktizieren. Ähnlich ist das Bild bei den europäischen Nachbarn. Das zeigte unter anderem eine im Jahr 2016 in der Schweiz durchgeführte Studie. Sie gibt an, dass je nach Kanton bis zu 70 % aller Erwachsenen mindestens einmal im Leben Analsex hatten.
Kann man den Schließmuskel ausleiern?
Tatsächlich handelt es sich um einen sehr dehnfähigen Muskel. Genau wie der gesamte Muskelapparat des Menschen lässt er sich hervorragend trainieren. Dadurch lassen sich nicht nur ein menschliches Glied beziehungsweise ein Analplug, sondern prinzipiell auch sehr große Toys verwenden. Auch das anale Fisting ist keine per se gefährliche Spielart, sofern man sie mit Geduld und Vorsicht angeht. Das Überwinden des inneren Schließmuskels stellt noch einmal eine besondere Herausforderung dar. Dennoch ist es mit einem gewissen Training möglich, etwa eine menschliche Hand in den Anus zu schieben. Wenn man den inneren Muskel als weitere Barriere überwindet, kann man mit dem Arm sogar bis zum Ellenbogen vordringen.
Keine dieser Praktiken kann per se als pervers bezeichnet werden. Allerdings muss man sich auch immer im Klaren sein, dass es sich um ein erotisches Spiel handelt und nicht um einen neuen Rekordversuch. Dann kann man das Spiel mit dem Schließmuskel als äußerst lustvoll und risikoarm erleben.