Der Mensch funktioniert über seine Sinne. Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten sind für den Menschen von entscheidender Bedeutung. Dennoch kann man auch ein lebenswertes Dasein führen, wenn einer oder mehrere dieser Sinne temporär oder dauerhaft fehlen. Ein aktiver Sinnesentzug (englisch ‚Sensory Deprivation‘) kann sogar einen erotischen Mehrwert bedeuten.
Was versteht man unter Sinnesentzug?
Darunter versteht man die temporäre Reduktion oder das vollständige Fehlen von Reizen, die durch die Sinnesorgane wahrgenommen werden. Dies lässt sich etwa durch das Abschalten von visuellen, auditiven, olfaktorischen, gustatorischen oder taktilen Reizen erreichen. Er kann sowohl absichtlich als auch unfreiwillig erfolgen.
Im Bereich der Erotik nutzt man den Sinnesentzug häufig als eine Möglichkeit, um die sexuelle Erfahrung zu intensivieren. Durch das bewusste Verzichten auf bestimmte Sinnesreize wird die Wahrnehmung auf andere Sinne fokussiert. Unter anderem kann das Verbinden der Augen oder das Tragen von Ohrstöpseln dazu führen, dass man andere Sinnesreize wie Berührungen oder Geräusche verstärkt wahrnimmt. Dies kann die Empfindungen beim sexuellen Kontakt steigern und die Lust intensivieren.
Eine Möglichkeit für den fast vollständigen Sinnesentzug ergibt sich durch eine sogenannte Isolationsmaske. Diese zumeist aus Leder oder Kunstleder gefertigte Haube schließt den Kopf vollständig ein. Sie erlaubt zwar das Atmen, besitzt jedoch Klappen im Bereich des Mundes, der Ohren sowie der Augen und der Nase. So kann man einen oder mehrere Sinne gleichzeitig für den Moment fast vollständig ausschalten. Dies ist ein beliebtes Spiel im Bereich des BDSM. Ein Machtgefälle ist für diese Lusterfahrung aber nicht zwingend erforderlich.
Was ist der Reiz daran?
Der Reiz des Sinnesentzugs liegt in der besonderen Erfahrung, wenn einem oder mehreren der Sinne vorübergehend die Reize entzogen werden. Durch das Fehlen der gewohnten Sinnesreize wird die Wahrnehmung auf andere, oft verborgene Aspekte der Umgebung oder des eigenen Körpers gelenkt. Dies kann zu einer intensiveren Konzentration auf innere Empfindungen, Gedanken oder Kreativität führen. Der Sinnesentzug lässt sich ebenfalls nutzen, um
- Entspannung zu fördern oder
- die Sensibilität für die verbliebenen Sinne zu erhöhen.
Wie viele Menschen lieben und leben den erotischen Sinnesentzug?
Es gibt keine konkreten Zahlen darüber, wie viele Menschen den erotischen Sinnesentzug lieben und praktizieren. Die Vorlieben und sexuellen Praktiken von Menschen sind sehr vielfältig und individuell. Bezieht man ‚softe‘ Varianten des Sinnesentzugs wie das Verbinden beziehungsweise Abdecken der Augen mit ein, können sich deutschlandweit mehrere Millionen Menschen an dieser erotischen Facette erfreuen. Manche Menschen empfinden den Sinnesentzug als stimulierend und luststeigernd. Andere dagegen sind weniger daran interessiert oder lehnen ihn sogar ab.
Verschiedene Faktoren können die Neigung zum erotischen Sinnesentzug prägen. Darunter fallen unter anderem persönliche Vorlieben, Fantasien oder Erfahrungen. Manche Menschen entdecken seinen Reiz erst im Laufe ihres sexuellen Erwachsenenlebens. Für andere wird er zu einer Praktik, die sie viele Jahre erleben wollen.
Bei der Offenheit und Neugier im Hinblick auf sexuelle Spielarten zeigen sich junge Leute tendenziell offener als ihre Eltern und Großeltern. Daher kann man davon ausgehen, dass auch erotische Spiele wie der Sinnesentzug in der Zukunft noch mehr Anhänger finden werden als heute.
Was muss man beachten?
Es handelt sich um eine Spielart, die unbedingt einvernehmlich und in einem geschützten Rahmen erfolgen muss. Abhängig von den Details muss man zudem sichergehen, dass die ‚sinnesentzogene‘ Person bei Bedarf schnell aus ihrer Lage befreit werden kann. Denn auch ein bewusst herbeigeführter Entzug der Sinne kann zu einer Panikattacke führen und psychisch langfristig nachwirken.