Der Begriff Strappado bezeichnet eine Abwandlung einer mittelalterlichen Foltermethode, die speziell im (BD)SM-Kontext Anwendung findet. Sie dient der schmerzhaften Fixierung und dem Wehrlos-Machen des passiven Parts. Aufgrund der damit verbundenen Belastung der Arme und Schultern sollte sie jedoch nur von kompetenten Personen ausgeführt werden und ist in ihrer potenziellen Gefährlichkeit keinesfalls zu unterschätzen.
Was genau ist Strappado?
Mit diesem Begriff bezeichnet man eine Foltermethode, die im Mittelalter, aber auch noch später häufig Anwendung fand. Erwähnung fand sie unter anderem im Malleus Maleficarum, dem Hexenhammer (1486). Darin beschrieb man sie als Foltermethode für die Erzwingung von Geständnissen bei tendenziell schwereren Vergehen. Und selbst in deutschen Konzentrationslagern nutzte man sie noch bis 1942, dort allerdings unter der Bezeichnung „Pfahlhängen“.
In sämtlichen Fällen fesselte man die Handgelenke des Opfers hinter dessen Rücken, bevor man es mithilfe eines über einen Balken laufenden Seils nach oben zog. Und zwar so lange, bis die Füße den Boden verließen und die betreffende Person nur noch an ihren eigenen Armen hing. Was sehr schmerzhaft war und in der Regel eine gewollte Auskugelung der Schultergelenke nach sich zog.
Sollte die Folter noch verstärkt werden, bestand zudem noch die Option, der passiven Person Gewichte an die Füße zu binden. Das hatte zur Folge, dass die Hüften und die Beine ebenfalls Schaden nahmen – woraus man später die Hinrichtungsmethode Estrapade entwickelte.
Wie funktioniert es im neutralen Kontext?
Bei Strappado handelt es sich um eine BDSM-Praktik, die sowohl im Kontext von D/s als auch des Sadomasochismus ausübbar ist. Allerdings liegt der Fokus – nachvollziehbarerweise – nicht mehr auf dem gesamten Ausmaß der potenziell mit der Fesseltechnik verbundenen Folter. Vielmehr wird der Bottom an den Armen nur noch so weit nach oben gezogen, dass seine Füße auf dem Boden stehen bleiben.
Und wenngleich man die Hände wie bei der Foltermethode hinter dessen Rücken fesselt, zieht man die Arme lediglich so weit nach oben, dass ein Schmerzeffekt und eine Immobilisierung eintreten. Immerhin geht es keinesfalls darum, für bleibende Schäden zu sorgen. Deswegen ist es besonders wichtig, dass nur Personen diese Fesseltechnik aktiv ausüben, die über das notwendige technische und medizinische Hintergrundwissen verfügen.
Was ist der Reiz daran?
Auf der passiven Seite sind hierbei primär die Hilflosigkeit, das Ausgeliefert-Sein sowie der dabei empfundene
Lustschmerz zu nennen. Wer sich für das aktive Ausführen von Strappado begeistert, schätzt es dagegen, wenn sie/er ein wehrloses, Schmerzen empfindendes Gegenüber vor sich hat.
Dementsprechend häufig ist es Bestandteil sadomasochistischer Sessions. Ebenso nutzen es Dominas / Doms (mit oftmals auch sadistischen Tendenzen) dazu, ihr passives Gegenüber zu disziplinieren. Nicht zu vergessen, dass es auch als physische Erniedrigungsmöglichkeit infrage kommt.
Worauf muss man dabei achten?
Beim Praktizieren von Strappado muss man zahlreiche Sicherheitsaspekte berücksichtigen, da die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Beteiligten über allem anderen stehen. Darunter fallen etwa
- ein einvernehmliches Handeln,
- das Berücksichtigen von gesundheitlichen Einschränkungen (physischer wie psychischer Art),
- die Verwendung geeigneter Materialien,
- das regelmäßige Überprüfen des Wohlbefindens der gefesselten Person,
- das Vereinbaren eines Safewords oder einer entsprechenden Geste und die
- umfassende Nachsorge (wiederum sowohl physischer als auch psychischer Art).
Im Hinblick auf das für die Fesselung genutzte Material bedeutet das, dass die Seile nicht zu stark einschneiden oder die Durchblutung beeinträchtigen dürfen. In der Konsequenz müssen sie weich und flexibel sein, was tendenziell auf dickere Hanf- und Baumwollseile zutrifft. Dünne Seile oder raue Materialien dagegen sollte man nicht benutzen.
Ebenso muss der aktive Part gewährleisten, dass die Befestigungspunkte, etwa in Form von Ringen oder Haken, gleichermaßen stabil wie sicher sind. Und dass sie das Gewicht der passiven Person tragen können, die wiederum immer mit den Füßen auf dem Boden bleiben sollte.
Nach der Fesselung kommt es darauf an, die gefesselte Person auf keinen Fall allein zu lassen. Einerseits, weil Strappado sehr gelenk- und muskelbelastend ist; andererseits, weil sich der passive Part nicht befreien und darüber in Panik geraten kann. Es gilt also, die Durchblutung der Arme und Hände regelmäßig zu überprüfen, um Taubheit zu vermeiden. Zudem sollte man für den Notfall Sicherheitsscheren bereitlegen. Dadurch lässt sich die Fesselung im Notfall am schnellsten lösen.
Und nicht zuletzt kann man es nicht oft genug wiederholen: Das Wichtigste ist, vorsichtig und achtsam vorzugehen, die Grenzen des Bottoms zu respektieren und jederzeit die Kontrolle zu behalten, um Verletzungen zu vermeiden. Schließlich erfordert Strappado Erfahrung, weshalb man es als Anfänger*in nie ohne kompetente Anleitung und Gesellschaft ausprobieren und auf keinen Fall sofort in die Vollen gehen sollte.