Noch vor gar nicht allzu vielen Jahren war der Flirt eine reine Offline-Angelegenheit: Sofern man sich nicht über die Arbeit oder den Freundeskreis kennenlernte, gab es zwar noch die Kontaktanzeige als Alternative. Wenn die Parameter stimmten, verlegte man das weitere Miteinander dann aber rasch auf die reale Begegnung. Und dann gab es natürlich noch den zufälligen Flirt auf der Straße, aus dem mehr werden konnte – aber nicht zwingend musste. Gibt es diesen klassischen Straßenflirt bis heute? Oder hat er sich komplett überholt?
Ziemlich viele Flirts finden heute online statt – jedenfalls für den ersten Schritt
In der Anfangszeit des WWW hatte der Online-Flirt manchmal noch ein kleines Geschmäckle: Wer sich im Internet auf die Partnersuche begab, galt tendenziell als zugeknöpfter Nerd, der anderweitig keine Chance für die
Anbahnung von Beziehungen hatte. Das war natürlich zu weiten Teilen ein Vorurteil – und heute zeigt sich ein vollkommen anderes Bild. Tatsächlich erweist sich das Internet für Menschen aus allen Altersklassen und Gesellschaftsschichten als ein perfekter Tummelplatz, um Freundschaften, erotische Dates oder gar die große Liebe zu finden. Schließlich ist das Angebot gewaltig, und wer es richtig anstellt, kann sich auch selbst von der besten Seite präsentieren. Also Adé Straßenflirt?
Auch auf der Straße wird weiterhin geflirtet
Zur Wahrheit gehört: Selbst in der analogen Vergangenheit kam es eher selten vor, dass jemand mit klar kombinierter Flirt-und-Date-Absicht loszog und dabei große Erfolge einfuhr. Insbesondere als Mann kam man ohne Chuzpe und ein dickes Fell nicht sonderlich weit. Zudem war das
Catcalling nicht weniger verpönt als in der heutigen Zeit. Wenn man es richtig anstellte, hatte man aber durchaus gute Chancen auf manch einen schönen Zufallstreffer. Das hat sich bis heute nicht grundsätzlich geändert: Wer nichts erwartet, darf sich womöglich positiv überraschen lassen.
Gibt es Grundregeln für den Flirt in der Öffentlichkeit?
Natürlich sind öffentliche Bereiche keineswegs ein rechtsfreier Raum: Es gilt unbedingt, die möglichen Grenzen anderer Menschen zu erkennen und zu respektieren. Hinzu kommt, dass der Straßenflirt heute echten Seltenheitswert hat, dementsprechend rechnet kaum jemand mit einer flirty Zufallsbegegnung. Trotzdem erweisen sich die meisten Leute bei einer freundlichen Kontaktaufnahme durchaus als aufgeschlossen und kommunikativ. Gegen ein freundliches Lächeln hat fast niemand etwas einzuwenden, ein ehrliches Kompliment oder eine unverfängliche Frage kann sich dann als ein weiterer Eisbrecher erweisen.
Mit etwas Glück entwickelt sich tatsächlich ein Gespräch mit Knister-Faktor. Allerdings ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen unverzichtbar, denn bei einem beginnenden Straßenflirt sind (anders als in der Dating-Community) viele wesentliche Fragen noch gänzlich unbeantwortet:
- Besteht überhaupt Interesse an einer Kontaktaufnahme?
- Geht es dem Gegenüber nur um ein paar freundliche Worte – oder besteht die Chance auf mehr?
- Hat sie*er ausreichend Zeit für einen kleinen Flirt?
- Wie ist der Beziehungsstatus der*des anderen?
- Eignen sich Umfeld und Situation für einen Flirt?
- Wie entzieht man sich höflich, wenn man das eigene Interesse schnell wieder verliert?
Was ist eigentlich das Ziel des Straßenflirts?
Bereits die Definition ist nicht ganz eindeutig: Manch eine*r erkennt schon in einem freundlichen Lächeln den Ansatz für einen Flirt, andere hingegen messen selbst einer neckischen Unterhaltung keinen sonderlich hohen Mehrwert bei. Dementsprechend kann man die eingangs gestellte Frage auch sehr differenziert beantworten.
Schön ist aber: Wenn man beim Straßenflirt eine gemeinsame Welle findet (und das geschieht gar nicht einmal so selten), findet man auch eine gemeinsame Antwort. In den allermeisten Fällen mag es zwar bei einer so kurzen wie schönen Begegnung bleiben – aber die Erinnerung sorgt für eine positive Nachwirkung. In diesem Sinne: viel Spaß beim Flirten!