Für viele Menschen ist ein erotisches Machtgefälle sexuell äußerst reizvoll. Ein großer Teil definiert sich selbst als dominant, während eine etwa ebenso große Gruppe den devoten Gegenpart einnimmt. Hinzu gesellen sich jene Menschen, die der ‚härteren‘ Erotik zwar durchaus einiges abgewinnen können, sich aber nicht für eine der benannten Seiten entscheiden wollen. Diese Menschen bezeichnen sich selbst als ‚Switcher*in‘, also als jemand, der ein*e '(Um-)Schalter*in' ist.
Was ist ein*e Switcher*in?
Ein*e Switche*inr ist eine Person, die im erotischen Kontext sowohl die Rolle des dominanten als auch des devoten Partners einnehmen kann. Im BDSM-Spiel (Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism) ist er jemand, der sowohl gern dominant ist und Kontrolle ausübt, als auch gern devot ist und sich unterwirft. Ein*e Switcher*in kann daher je nach individuellen Präferenzen und Vorlieben während einer BDSM-Sitzung oder einer intimen Begegnung zwischen verschiedenen Rollen wechseln.
Was ist der Reiz daran?
Switcher*in zu sein, ermöglicht es, die ganze Bandbreite an BDSM-Erfahrungen zu machen und sowohl die dominante als auch die devote Seite der eigenen Sexualität auszuleben. Manche Switcher*innen empfinden den Wechsel zwischen den Rollen als besonders aufregend und erfüllend.
Wie viele Menschen bezeichnen sich selbst als Switcher*in?
Es gibt keine exakten Zahlen darüber, wie viele Menschen sich als Switcher*in bezeichnen. Der Begriff Switcher*in und die Identifikation als solche*r sind jedoch eher im BDSM- und Fetisch-Kontext verbreitet. Denn inerhalb der BDSM-Community gibt es eine beträchtliche Anzahl von Menschen, die sich als Switcher*inen sehen und die entsprechenden Rollen in ihren sexuellen Beziehungen einnehmen. Die genaue Anzahl hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe der BDSM-Community in einer bestimmten Region, der Offenheit und Präferenzen der Menschen in ihrem eigenen Sexualleben usw.
Insgesamt lässt sich aber beobachten, dass die Anzahl jener Menschen, die sich für die ‚dunkle Erotik‘ interessieren, deutlich zugenommen hat. Doch bei Weitem nicht alle legen sich selbst ausschließlich auf einen der beiden Konterparts fest. Die absoluten Zahlen liegen deutschlandweit mindestens im Bereich von einigen hunderttausend, vielleicht sogar im Millionenbereich.
Einige Vorurteile halten sich hartnäckig
Ein häufiges Vorurteil ist, dass Switcher*innen unsicher oder unentschlossen sind, weil sie nicht nur eine feste Rolle einnehmen. Dieses Vorurteil basiert auf der Annahme, dass man entweder dominant oder submissiv sein muss und dass es keinen Raum für Veränderung oder Vielseitigkeit gibt. In Wirklichkeit haben Menschen aber unterschiedliche sexuelle Facetten, die sich nicht gegenseitig auszuschließen brauchen, weil sie sich in verschiedenen Situationen auf unterschiedliche Weise (durch unterschiedliche Rolle) einnehmen lassen.