Diese in der Formulierung von Richard David Precht inspirierten Fragen ergeben tatsächlich deutlich mehr Sinn, als man im ersten Augenblick denken mag. Denn eine finnische Studie hat nun das bewiesen, was Forschende bereits seit langem annehmen: Liebe hat viele verschiedene Facetten, die von der Liebe zur Natur über die Elternliebe bis in die Sexualität reichen. Mittels Magnetresonanztomographie (fMRI) fand ein Team um Pärttyli Rinne von der Aalto Universität im finnischen Espoo heraus, dass für die einzelnen Formen der Liebe jeweils ganz unterschiedliche Regionen im Gehirn aktiv werden.
Wenn im Tomographen über Liebe gesprochen wird, …
… handelt es sich um eine wissenschaftliche Untersuchung. Der Kreis der Teilnehmenden setze sich zusammen aus Frauen und Männern zwischen 28 und 53, die eine aktive Liebesbeziehung führten und mindestens ein Kind hatten. Knapp die Hälfte (27) hatte außerdem ein Haustier.
Im Tomographen liegend hörten die Proband*innen kurze Geschichten, die mit 6 verschiedenen Arten von Liebe verknüpft waren: Es ging um die Beziehung zu
- den eigenen Kindern,
- der*dem Partner*in
- platonischen Freund*innen,
- Fremden,
- Haustieren
- und der Natur.
Im Nachgang dieser Geschichten hatten die Teilnehmenden jeweils zehn Sekunden Zeit, über das Gehörte nachzudenken, während Belanglosigkeiten wie das Zähneputzen oder der Blick aus dem Busfenster eingespielt wurden. In dieser Phase erfasste man die Gehirnaktivitäten, Ergänzend legte man den Teilnehmenden hinterher Fragebögen zu den individuellen Ansichten vor.
Die Liebe zu den eigenen Kindern ist etwas ganz Besonderes
Eltern wissen seit jeher, was die Studie nun bestätigt. Bestimmte mit Belohnung verbundene Hirnregionen waren nur dann besonders aktiv, wenn es um die Liebe zu den eigenen Kindern ging. Bei den verschiedenen Formen zwischenmenschlicher Liebe hingegen sorgten für Aktivität in anderen Hirnregionen. Hier waren die Regionen immer identisch, allerdings waren Unterschiede im Grad der Aktivierung erkennbar.
Interessant ist, dass man diese Aktivierung bei der Liebe zur Natur und zu
Haustieren nicht feststellen konnte. Hier gab es allerdings eine einzige Ausnahme: Wenn in der Geschichte beschrieben wurde, wie man sich wohlig auf dem heimischen Sofa räkelt und sich die geliebte Katze daneben kuschelt, sorgte dies durchaus für messbare Regungen im Gehirn.
Was sagt all dies über die Liebe aus?
Viel und wenig zugleich. Fakt ist: Die
Studie zeigt auf, dass es tatsächlich unterschiedliche Arten von Liebe gibt. Trotzdem (oder gerade deshalb) weisen die Wissenschaftler*innen darauf hin, dass Liebe „ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das biologisch begründet und kulturell modifiziert ist.“ Zudem sei die Zahl der Proband*innen bei dieser Studie zu klein für Verallgemeinerungen. Da außerdem soziokulturelle und demografische Faktoren eine Rolle spielten, seien größer angelegte, kulturübergreifende Studien notwendig.
Der tiefere Sinn dahinter? Die Forschenden hoffen unter anderem auf Erkenntnisse für die Behandlung psychischer Erkrankungen wie Bindungsstörungen, Beziehungsproblemen und Depressionen.