Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, stellen einen biologisch bedingten Wendepunkt im weiblichen Lebenszyklus dar. Sie kennzeichnen den allmählichen Übergang von der reproduktiven zur postreproduktiven Phase – also in einen Lebensabschnitt, in dem keine Schwangerschaft mehr möglich ist. In der englischen Sprache wird das im Deutschen ebenfalls gebräuchliche Synonym ‚Menopause‘ verwendet.
Was sind die Wechseljahre?
Der Begriff lässt es bereits erahnen: Mit den Wechseljahren verändert sich einiges im weiblichen Organismus. Die hormonelle Umstellung bewirkt, dass ungeschützter Sex nicht mehr zu einer Schwangerschaft führen kann (während die Übertragung von
Geschlechtskrankheiten weiterhin möglich ist). Dies Wechseljahre beginnen typischerweise zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr, wenn die Eierstöcke allmählich weniger Geschlechtshormone produzieren und die Fruchtbarkeit nachlässt. Unregelmäßige Zyklen und ausbleibende Eisprünge sind charakteristisch. Die
Menopause, also die letzte Monatsblutung, tritt durchschnittlich im Alter von 51 bis 52 Jahren ein, kann bei einigen Frauen aber auch mehrere Jahre davon abweichen. Die hormonelle Umstellung dauert mit beginnendem Klimakterium meist noch einige Jahre an.
Generell lassen sich die Wechseljahre in drei zeitliche Abschnitte gliedern.
• die
Prämenopause vor der Menopause
• die
Perimenopause, die etwa 1 Jahr vor bis 1 Jahr nach der Menopause einnimmt und
• die
Postmenopause, die etwa ab 12 Monate nach der Menopause einsetzt und meist mehrere Jahre andauert
An typischen Symptomen wie Hitzewallungen erkennen Frauen oft selbst den Übergang in die Wechseljahre. Entsprechende Hormonuntersuchungen werden nur in Sonderfällen, etwa bei extrem frühzeitiger Menopause, von der Krankenkasse bezahlt.
Welche Beschwerden sind während der Wechseljahre häufig?
Hormonelle Umstellungen in den Wechseljahren können zu verschiedenen körperlichen Anzeichen führen. Oft zeigen sich zunächst Veränderungen im Menstruationszyklus, wie unregelmäßige Abstände oder Intensität der Blutungen, die jedoch nicht bei allen Frauen auftreten. Da Zyklusänderungen auch andere Ursachen haben können, ist eine ärztliche Abklärung ratsam. Blutungen nach der Menopause erfordern immer eine medizinische Untersuchung.
Besonders bekannt sind dabei
Hitzewallungen, Schweißausbrüche und eine Tendenz zum Nachtschweiß
|
Beschwerden im Genitalbereich (etwa Scheidentrockenheit und Harnwegsinfekte) |
Schlafstörungen |
Stimmungsschwankungen, innere Unruhen, Antriebslosigkeit und Ängste |
Gewichtszunahme bei gleichzeitiger Abnahme der Muskelmasse |
ein Anstieg des Risikos, an Herzkreislauf-Erkrankungen und Osteoporose zu erkranken |
Die Frage, ob die Wechseljahre eine Hormonersatztherapie erfordern, lässt sich jedoch nicht allgemeingültig beantworten. Eine
fachärztliche Untersuchung hierzu ist also unabdingbar.
Welche Rolle spielt der Lebensstil?
Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, Bewegung, Gewichtsmanagement, Alkohol- und Rauchverzicht sowie Stressabbau kann Wechseljahresbeschwerden nicht eindeutig lindern. Jedoch wirkt er sich positiv auf die allgemeine Gesundheit aus und reduziert das Risiko für Erkrankungen wie Osteoporose, Brustkrebs und Herz-Kreislauf-Probleme. Bei Hitzewallungen ist das Zwiebelprinzip bei der Kleidung eine pragmatische Lösung. Ventilatoren oder das Waschen der Hände mit kühlem Wasser sorgen ebenfalls für eine willkommene Erfrischung – wenngleich beides nur wenig nachhaltig wirkt. Eine kognitive Verhaltenstherapie ist in einigen Fällen ein probates Mittel für einen besseren Umgang mit den Beschwerden.
Welche Auswirkungen haben die Wechseljahre auf die Libido?
Das Klimakterium ist eine hormonelle Umstellung, die sich auch auf das Sexualleben auswirkt. Allerdings nicht immer auf gleiche Weise: Während einige Frauen keine oder nur noch wenig Lust auf Sex verspüren, sind die Wechseljahre für andere ein regelrechter
Libido-Booster.
Dass es bei vielen Frauen zu einem Libidoverlust kommt, lässt sich unter anderem auf seelische und körperliche Faktoren wie
- emotionale Belastungen,
- Herausforderungen durch zusätzliche Verantwortlichkeiten,
- ein mangelndes Selbstwertgefühl,
- Beziehungsprobleme,
- Niedergeschlagenheit und Melancholie oder
- die Einnahme von Medikamenten
zurückführen.
Östrogenmangel als Ursache für sexuelle Unlust in den Wechseljahren ist eine Hormonersatztherapie möglich, deren Einsatz aufgrund erhöhter Risiken für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Brustkrebs und Venenthrombosen jedoch kontrovers diskutiert wird. Eine Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens durch Entspannungstechniken, Akupunktur oder Ernährungsumstellung kann die Lust wieder steigern. Allerdings liegt für die Wirksamkeit alternativer Methoden kaum eine wissenschaftliche Evidenz vor.
Was sich allerdings vermeiden lässt, sind Schmerzen beim Sex in den Wechseljahren. Sie sind oft auf einen Östrogenmangel zurückzuführen, der zu einer Ausdünnung der Vaginalhaut, verminderter Lubrikation und verzögerter Gleitfähigkeit führt. Die genitale Schleimhaut wird wie alle anderen Schleimhäute dünner und trockener, was Schmerzen und Verletzungen begünstigt.
Gleitcremes oder -gels können hier Abhilfe schaffen.
Für einige Frauen bedeuten die Wechseljahre hingegen eine sexuelle Befreiung. Der Wegfall der Verhütung und mehr Freiraum durch die nicht mehr zu Hause wohnenden Kinder steigern die Lust und Experimentierfreude. Besonders bei neuer Verliebtheit kann das sexuelle Verlangen trotz der Wechseljahre stark zunehmen.
Muss man in den Wechseljahren verhüten?
Ja, denn eine Schwangerschaft in den Wechseljahren ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Solange keine 12 Monate ohne Regelblutung vergangen sind, sollten Frauen über 50 weiterhin verhüten. Unter 50-Jährige sollten nach der Menopause noch mindestens 2 Jahre Verhütungsmittel nutzen. Die Wahl der geeigneten Methode hängt von individuellen Faktoren ab. Östrogenfreie Pillen, Spiralen oder Kondome können aufgrund des erhöhten Thrombose- und Schlaganfallrisikos im Alter besser geeignet sein als die klassische Pille. Eine Hormontherapie in den Wechseljahren hat keine empfängnisverhütende Wirkung.
Weiterhin zu beachten ist zudem das Risiko der Übertragung von Geschlechtskrankheiten (STIs). Frauen mit
wechselnden Sexpartner*innen und auch solche, die eine/n nicht monogame/n Partner*in haben, sollten sich entsprechend schützen, etwa durch die konsequente Verwendung von Kondomen.
Und was ist mit den Wechseljahren beim Mann?
Im Gegensatz zu den weiblichen Wechseljahren sind hormonelle Veränderungen bei Männern weniger abrupt und eindeutig. Nur ein Teil der Männer entwickelt einen Testosteronmangel, der mit verminderter Libido, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen und Gewichtszunahme einhergehen kann. Bei nachgewiesenem Mangel und entsprechenden Symptomen ist eventuell eine Testosterontherapie eine Überlegung wert. Dabei gilt es jedoch, den Nutzen und die Risiken genau gegeneinander abzuwägen und zunächst alle anderen Ursachen für die Beschwerden herauszufinden.